Huntlosen


Ursprünglich gab es im Bereich der Gesamtgemeinde Großenkneten zwei Einzelgemeinden, die 1933 zusammengefasst wurden: Großenkneten (1855 gegründet) und Huntlosen (1831 gegründet). Da auch in geschichtlichen Urkunden Huntlosen bereits 827 als "Huntloun" genannt wird, ist Huntlosen also in jeder Hinsicht die ältere der beiden Schwestern. Trotzdem hatte Großenkneten immer den größeren Einfluss.

Huntlosen liegt direkt an der Hunte (links), dem wichtigsten Fluss der Wildeshauser Geest. Die Hunte entspringt an der Südseite des Wiehengebirges, durchfließt den Dümmer See und mündet bei Elsfleth in die Weser.
Natürlich hat Huntlosen daher auch seinen Namen, der wie folgt abgeleitet werden kann:
loh = alte Bezeichnung für Wald, sen ist ein verkürztes Husen, d.h. Niederlassung am Huntewald.

Die St. Briccius-Kirche in Huntlosen (unten) war immer eine Filialkirche derjenigen in Großenkneten.
Sankt Briccius (oder Brictius) war von 401-443 ein nicht unumstrittener Bischof von Tours, der später heilig gesprochen wurde.
Schon zwischen 855 und 872 war in Huntlosen eine Holzkirche errichtet worden. 1120 folgte ein steinerner Bau aus Granitquadern. Die heutige Kirche mit dem eindrucksvollen Fundament aus Findlingen und dem einzigartigen, oben achteckigen Turm wurde 1250 begonnen. Sie enthält spätromanische und gotische Elemente. Man nimmt an, dass in Huntlosen, Dötlingen und bei der Alexanderkirche in Wildeshausen der gleiche Baumeister tätig war.
Die Kirche war vermutlich ursprünglich als Wehrkirche konzipiert, in der die Dorfbevölkerung Schutz vor durchziehenden Räuberbanden oder Soldatenverbänden suchte.
Die drei Glocken im Turm wurden nacheinander angeschafft: Die große Glocke (Betglocke, 900 kg) wurde 1509 gegossen, d.h. sie hatte 2009 ihr 500. Jubiläum. Die kleine Glocke (Totenglocke, 150 kg) stammt von 1530 und die mittlere Glocke (650 kg) stammt aus dem Jahre 1644. Um 1700 muss es noch eine vierte Glocke an der Turmuhr gegeben haben, die leider verschollen ist.
Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges sollten die drei Glocken in Hamburg für Kriegszwecke eingeschmolzen werden.
Nachdem sich der Huntloser Zimmermeister August Müller beharrlich weigerte, die Glocken abzubauen, wurden sie erst 1944 von anderen Handwerkern demontiert. Sie wurden nach Oldenburg gebracht. Da war es zu spät für den Weitertransport nach Hamburg und die Huntloser Glocken konnten nach Kriegsende unversehrt nach Huntlosen zurückgebracht werden.
Die schöne, gekreuzigte Christusfigur hinter dem Altar wurde 1450 geschaffen.
Die letzten größeren Renovierungen fanden 1947 und 1951 statt. 

Im alten Molkereigebäude war bis 2008 zuletzt eine Spirituosenfabrik untergebracht, in der u.a. wohlschmeckendes Huntewasser gebrannt wurde.
In Huntlosen gibt es übrigens auch eine Kartoffel-Gemeinschaftsbrennerei eGmbH.

 

In der nähe der Tonkuhlen liegt auch die bekannte "Ökologische Akadamie Hosüne". Das Gelände war ursprünglich ein sog. Ausweichkrankenhaus, das 1944 eröffnet wurde, weil die Krankenhäuser in den Städten auf Grund der Bombadierungen zu unsicher wurden. Nach dem Krieg war die Anlage eine Lungenheilstätte und 1986 zogen dann mehrere Privatfamilien auf dem Gelände ein, die gemeinsam die Akademie gründeten. Sie besteht aus Wohnbereich, Bildungsstätte und okologischen Betrieben.

Westlich von Huntlosen liegt der große Hegeler Wald, in dem man ein stark zerstörtes Großsteingrab (links) finden kann, das auf meiner Homepage "Steinzeugen" beschrieben wird. Der Hegeler Wald wurde übrigens nicht nach einem Ort, sondern nach dem Oldenburger Bankdirektor August Hegeler benannt, der 1878 mit der Aufforstung begann. Bis 1907 wurde das Gebiet durch Ankauf weiterer Flächen durch den Staat erheblich vergrößert, so dass es heute nahtlos in den uralten Wald "Döhler Wehe" übergeht. 1907 erfolgten weitere, umfangreiche Anpflanzungen von Bäumen.
Beim Jahrhundertsturm am 13.11.1972 wurden dann allerdings 425 des 765 Hektar großen Waldgebietes vernichtet und zwischen 1974 und 1982 wieder neu angepflanzt. Ein Gedenkstein am Parkplatz westlich von Huntlosen
(unten) erinnert an die fast 2,5 Millionen Bäume, die hier neu gepflanzt werden mussten.
 

Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Tonkuhlen und das Huntloser Moor
In den
Tonkuhlen im Nordwesten von Huntlosen bei Hosüne wurde jahrelang der Ton für die inzwischen nicht mehr vorhandene Dampfziegelei gewonnen. Hier reichte die dunkelgraue Tonerde (Lauenburger Ton) bis direkt unter den Mutterboden. Die Flurbezeichnung "im Ziegelhof" erinnert an eine alte Ziegelei aus dem 17. Jahrhundert. In Hosüne wird 1855 zum ersten Mal eine Ziegelei erwähnt, die nach 1920 oft erweitert und moderniesiert wurde. 1929 wurde übrigens der erste LKW für den Transport der Steine und Pfannen angeschafft. 1975 wurde die Ziegelei stillgelegt und abgerissen.
Die Kuhlen sind heute malerische kleine Seen, deren Wasserspiegel tief unter dem Umgebungsniveau liegt. Leider befinden sie sich alle in Privatbesitz und sind deshalb für Spaziergänge und Wanderungen unattraktiv.


Zwei Eindrücke von den Tonkulen

Das Huntloser Moor war ursprünglich ein Bestandteil des Großen Moores, von dem große Teile urbar gemacht wurden. Heute bedecken beide noch eine Fläche von 450 Hektar.
Es ist ein Quellenmoor, in dem das von der Großenkneter Hollerhöhe kommende Wasser an die Oberfläche tritt.
1870 wurde das Huntloser vom Großen Moor abgetrennt, um eine geregelte Torfgewinnung zu gewährleisten.
1942 wurden 31 ha als "Huntloser Moor" unter Naturschutz gestellt, um seltenen Moorpflanzen Artenschutz zu gewähren.
Im Umfeld wurden aber weiterhin Maßnahmen durchgeführt, das Moor zu entwässern, was auch zur Austrocknung des Naturschutzgebietes und zur Vermehrung von Büschen und Bäumen führte. Die Hunte Wasseracht begann deshaln 1978 mit der Wiedervernässung des Naturschutzgebietes durch den Bau von Stauwerken.
Heute befinden sich wieder ca. 150 ha Moorfläche im Besitz des Landkreises Oldenburg, die im Sinne des Naturschutzes bewirtschaftet werden können.

oben: Im  Huntloser Moor. Früher haben derartige Moore große Flächen in der Wildeshauser Geest bedeckt. Sie wurden fast alle trockengelegt und in Ackerland und Wiesen verwandelt.
rechts: eines der Wehre zur Wiedervernässung des Moores.

Zu Huntlosen gehören die Bauerschaften Hengstlage, Hosüne, Sannum, Husum,  Westrittrum und die Kolonie Huntlosen.
Zum alten Kirchspiel Huntlosen wurden außerdem noch Amelhausen und Moorbek gezählt.

Zur Herkunft der Namen gibt es folgende Ansätze:
Huntlosen: Hunte plus loh = alte Bezeichnung für Wald, sen = verkürztes Husen, d.h. Niederlassung am Huntewald.
Hosüne:
Hohe sune = Hohe Sonne ???, 1833 hieß es Hohensüne
Sannum: 1258 = Sandum, 1428 = Sannem,
also etvl. "Sandheim"?  1192 gab es einen Ritter von Sandum
Husum: im 13. Jahrh. = Husen = Heim
Amelhausen: 1292 Amelinc husen = Heim derer von Amelung
Westrittrum: rihram, remme = Hohes Ufer

Sehr ausführliche Informationen zu Huntlosen gibt es auch der tollen Internetseite "www.huntlosen.de"

Zur Geschichte der Gesamtgemeinde geht es hier.


Copyright: B. Rothmann V 1, zuletzt geändert am  4.9.09