Findlinge in Ahlhorns Umgebung

Findlinge gibt es in unserer Umgebung zuhauf. Die berühmtesten sind in Form von Großsteingräbern von unseren Vorfahren zusammengetragen worden. Andere Steine sind in Form von sog. "erratischen Blöcken", d.h. zufällig von der Eiszeit abgelegten Findlingen, über die Wildeshauser Geest verteilt.
Über die Großsteingräber wird ausführlich auf meiner Homepage
www.steinzeugen.de berichtet.
Auf dieser Seite sollen die anderen, auffälligen Findlinge vorgestellt werden, die man in Ahlhorns Umgebung finden kann. Dabei kann und will diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Bei den einzelnen Gedenksteinen, die hier vorgestellt werden, kann ich zumeist nicht sagen, ob es sich um erratische Blöcke, oder um "Raubgut" aus in den letzten Jahrhunderten geplünderten Großsteingräbern handelt. Es ist jedoch hinlänglich bekannt, dass unsere Vorväter gerne große Steine aus Melalthgräbern für Denkmale und Gedenksteine benutzten.

 

die 12 Apostel inmitten des Gebietes "Ahlhorner Fischteiche"
Bei der Findlingsgruppe "12 Apostel" deuteten Untersuchung, die in in den 50er Jahren von K. Michaelsen, einem ehemaligen Direktor des Oldenburger Landesmuseums, durchgeführt wurden, darauf hin, dass sie nicht von Gletschern der Eiszeit, sondern zu Urzeiten vom Menschenhand abgelegt wurden. Eine entsprechende Skizze Michaelsens
(unten) zeigt 14 Steine in zwei fast konzentrischen Kreisen. Eine Achse durch die Mittelpunkte beider Kreise und einen weit nördlich, außerhalb der Kreise liegenden Stein deutet ziemlich genau auf den Punkt der Sommersonnenwende. D.h. es könnte sich um sog. Kalendersteine handeln, mit deren Hilfe unsere frühen Vorfahren die Jahreszeiten genau bestimmt haben. (siehe auch www.steinzeugen.de)

Auf dem Foto links sind vier Steine zu sehen, die auch heute ziemlich genau in einer Reihe liegen. Das Foto ganz unten gibt einen Eindruck von der Lage von 11 der 13 heute noch sichtbaren Steine.
Ich selbst kann allerdings die Lage in der Skizze von Michaelsen nicht nachvollziehen. In der Karte unten ist die heutige Lage der Steine entsprechend der Google-Satellitenkarte eingezeichnet. Die beiden konzentrischen Kreise nach Michaelsen sind nicht mehr zu erkennen. Und auch der bei Michaelsen weit nordöstlich liegende Stein liegt heute näher an den anderen Steinen, als von Michaelsen vermessen. Sind die Steine nach 1955 verschoben worden?
Schon Michaelsen hatte beklagt, dass 1922 bei der Anlage der Fischteiche ein Weg (grau) und ein Zuleiter (blau) mitten durch die damals schon unter Denkmalschutz stehenden Steine gelegt wurden, und vermutete, dass 2 Steine unterhalb des Weges vergraben wurden.
Denn eigentlich wäre es ja wirklich ganz toll, wenn es im Gebiet der Ahlhorner Fischteiche vor ca. 5000 Jahren wirklich ein vorzeitliches Observatorium gegeben hätte.

 

Un wie kommt man hin? Wenn man aus Ahlhorn nach Cloppenburg fährt, führt der 2. Waldweg hinter der Autobahnabfahrt zu den Fischteichen (Ausschilderung vorhanden). Vom Parkplatz südlich der Fischteiche folgt man dem rot markierten Fußweg bis zum ersten großen Fahrweg. Dem folgt man nach links bis zur nächsten Wegkreuzung. Direkt nordöstlich liegt eine Lichtung, auf der 10 der 12 Apostel zu erkennen sind. zwei weitere liegen westlich des Grabens bzw. des Fahrweges.

 

Furchenstein, in Döhlen
Mitten in Döhlen bei Großenkneten liegt ein kleiner unscheinbarer Findling, der ein umlaufende, deutliche Furche aufweist. Sinn, Zweck und Herkunft dieser Furche ist unbekannt. Ihre Entstehung wird aber auf die Steinzeit, d.h. vor ca. 3000 - 4000 Jahren datiert.

 

 

 

Ein gewaltiger Findling steht mitten in Döhlen und erinnert an die uralte Dorfgeschichte (mehr als 1225 Jahre). Ob er wohl früher mal Bestandteil eines Großsteingrabes war?

Auch in Sage erinnert ein riesiger Findling an die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes im Jahre 872.

Dieser Findling am Ahlhorner Dorfplatz wurde 1985 anläßlich eines Jubiläums auf dem Fliegerhorst mit einem Relief versehen, das heute gerne als Ahlhorner Wappen genutzt wird.

 

Am Lether Fuhrenkamp steht dieser Gedenkstein für den Oldenburger Ratsherrn Wilhelm Fortmann (1814-1894). Wer diesen Stein wann hier aufgestellt hat und warum, konnte ich noch nicht herausfinden. Die Inschrift auf dem Stein lautet lediglich: "Ratsherr W. Fortmann 1814 - 1894".
Wilhelm Christian Diedrich Fortmann, 1814-1894, war eintypisches Multitalent der Gründerzeit und außerdem ein wohltätiger Mann. Er war Kaufmann, Fabrikant, Versicherungsdirektor und Ratsherr in Oldenburg, kämpfte um 1850 für die Errichtung eines Gaswerkes in Oldenburg, damit Straßenlaternen mit dem Gas betrieben werden konnten, stiftete 1880 eine Atersversorgungs-Stiftung, gründete 1886 das Bankhaus W. Fortmann & Söhne und kaufte 1888 das Anwesen Gut Lethe, auf dem er 1890 das neue Lethe-Gutshaus im Stil des Neoklassizismus baute, in dem heute die Autobahnpolizei untergebracht ist, und das ca. 400 m westlich des Gedenksteines auf der anderen Seite der Autobahn steht. Der Stein markiert auch etwa das Ende der Allee durch den Lustgarten, der früher zur Burg Lethe gehörte.
Position N 52° 53,659', E 8° 10,098'

 

Dieser 2 x 2 x 1,5 m große Findling liegt oben auf der Böschung direkt neben der Autobahn A1 am östlichen Rand des Hackstedter Grundes südlich des Scheidewaldes. Ob es ein erratischer Block oder der Rest eines Großsteingrabes ist, kann ich nicht sagen, aber er liegt dort ganz alleine.
Position: N 52° 52,031', E 8° 14,483'

 

Karpetstein, in Bissel
Der "Karpetstein" (auch "Capett-" oder "Kapitstein") ist ein gigantischer Findling, der im Garten eines Privathauses in Bissel bei Sage liegt. Es ist der zweitgrößte erratische Stein, den ich im Oldenburgischen kenne und misst 3,0 x 2,6 x 1,6 m.
Der Sage nach ist es ein sog. Gleitstein, d.h. Frauen, die sich Kinder wünschen, sollen die glatte Fläche des Steins hinunterrutschen, damit ihr Wunsch erfüllt wird.
Vor einigen Jahren wurden an seiner Nordseite zwei sog. Näpfchen entdeckt, die von Menschenhand eingetieft und in der Bronzezeit zu Kultritualen genutzt worden sind.
Wo der Name herstammt, konnte ich leider nicht ermitteln. Es gibt nur einen HInweis auf das lateinische "caput" = "Kopf", aus dem im Laufe der Zeit Kapet gewurden ist.

T. Runge wies auf eine weitere Deutungsmöglichkeit hin: Ka, Ko könnte für "Grenze" und Pit, Pith für "Sumpf" stehen. In der Nähe liegt das "Alte Moor", das lange Zeit ein Grenzmoor war.
Position: 52° 57,137 N, 8° 10,397 E

 

König Och, zwischen Ahlhorn und Sage
Der Stein „König Och“ ist ein großer Granitfindling an der Straße von Ahlhorn nach Sage, kurz vor Regente.
Er ist interessant, weil sich um ihn zahlreiche Geschichten ranken.
Denen zufolge war Och ein fremder König, der mit seinem Heer an diesem Stein ausruhte, und dort einen Friedensvertrag unterzeichnen wollte. Er hatte aber sein Siegel vergessen und sagte: „Och, ik hebb mien Petschaft vergeten“. Seitdem heißt der Stein „König Och“. Anderen Sagen zufolge war Och ein Riese (Hüne), und der Stein soll z.B. aus einem Loch in einem der Zähne des Königs herausgefallen und dort liegen geblieben sei.
Der Riese Och soll in der Sager Heide gewohnt haben, und zahlreiche Namen in der Gegend von Großenkneten sollen auf ihn zurückgehen. Ich zitiere folgende Beispiele, die aber wohl von sehr großer Phantasie zeugen:
Och hatte ein Sommerhaus südöstlich von Großenkneten, weshalb die Gegend heute noch „Pallast“ heißt. Bei einem Unwetter musste er einmal in einem Bauernhaus Schutz suchen, daher der Name „Hagel“. „Regente“ soll sich demnach daher ableiten, dass Och ein anderes Mal dort vor einem fürchterlichen Regenschauer unter stellte. (Ich halte es für wahrscheinlicher, dass Regente sich vom altdeutschen „Regte“ = „baumbestandene Feldumwallung“ ableitet).

Position: N 52° 55.317', E 08° 12.660'

Der gespaltene Findling im Hohlweg
In einem Hohlweg im Südwesten Sages liegt ein großer, gespaltener Findling. Er leigt schon seit urdenklichen Zeiten da, wohingegen die vielen kleinen Findlinge, die heute den Hohlweg säumen, erst 2007 dortjin geschafft worden sind.

 

 

Riesenfindling Steinloge,
Direkt am Feldrand nordwestlich vom Campingplatz "Bürgerpark" neben dem Restaurant "Visbeker Braut" liegt der größte Findling im Oldenburger Land. Er hat ursprünglich mitten im Acker gelegen und wurde vor mehreren Jahren an den Feldrand umgelagert. Diesen Transport hat er leider nicht unbeschadet überstanden und er besteht heute aus vielen Bruchstücken. Reste von Bohrlöchern zeugen auch von zahlreichen Versuchen, den Stein durch Sprengungen kleiner zu machen, was z.T. auch gelungen ist.
Der größte Brocken ist aber auch heute noch sehenswert, und man muss sich nur vor Augen halten, dass diese Kolosse während der Eiszeiten vom Eis von Norwegen in unsere Gegend transportiert worden sind.
In der Literatur habe ich folgende Daten gefunden: 6 x 7,3 x 2 m, 78 Tonnen, wobei ich nicht weiß, ob sie sich auf den ursprünglichen Findling beziehen, oder auf das heute größte Bruchstück.

 

Findling Schnitgers Höhe, östlich von Ahlhorn
Direkt neben dem Gasthaus Schnitgers Höhe, zwischen Ahlhorn und dem Autobahnanschluss Wildeshausen West, liegt ebenfalls ein sehr großer Findling

 

 

Findling bei Großenkneten-Hagel
Der schöne Brocken liegt als Naturdenkmal am Rand eines Feldes ca. 100m westlich der Hageler Höhe.

 

 

 

Eine Gruppe relativ großer Findlinge wurde an einer Wegkreuzung im südlich von Hespenbusch bei Großenkneten zusammengetragen.

 

falsches Steingrab südöstlich von Steinloge
Zwischen der Autobahnabfahrt Wildeshausen West und Schnittger's Höhe geht von der B 213 den Varnhorner Weg ab. Man fährt diesen kurz nach Süden, bis links der erste Fahrweg abgeht. Dort gegenüber folgt man dem Waldweg nach Westen bis ein geschotterter Waldweg quert. Auf diesem einige Meter nach Norden liegen links 8 große Findlinge aufgetürmt, dass man denken könnte, es sei ein Grab - es ist aber definitiv keines!
Diese Findlinge wurden beim Aufräumen nach dem großen Orkan Quimburga 1972 vom Baggerfahrer Günter Pacholke dort zusammengetragen, "damit man sich immer an ihn erinnere".
Am 13.11.1972 fegte "Quimburga" mit Windstärke 14 über Norddeutschland, der innerhalb von anderthalb Stunden unermesslichen Schaden in der Wildeshauser Geest anrichtete und ganze Wälder dem Erdboden gleich machte.
An diesen Sturm erinnern zahlreiche Gedenksteine im ganzen Land, von denen einige hier vorgestellt werden.

Position: N 52° 53.714', E 008° 18.187'

Findlinge südwestlich der Visbeker Braut
Wenn man von der Braut aus dem Brautweg ca. 5 Minuten nach Westen, Süden und wieder nach Westen folgt, liegen rechts im Wald drei Findlinge auf einer kleinen Lichtung. Sie wurden bei Aufräumarbeiten nach dem großen Sturm 1972 (Orkan "Quimburga", s.o.) dort abgelegt, der mittlere trug füher eine Inschrift, die an den großen Sturm erinnerte, und die heute nicht mehr zu entziffern ist.

Westlich von Huntlosen liegt der große Hegeler Wald, der nicht nach einem Ort, sondern nach dem Oldenburger Bankdirektor August Hegeler benannt wurde, der 1878 mit der Aufforstung begann. Beim Jahrhundertsturm "Quimburga" am 13.11.1972 wurden dann allerdings 425 des 765 Hektar großen Waldgebietes vernichtet und zwischen 1974 und 1982 wieder neu angepflanzt. Ein Gedenkstein am Parkplatz westlich von Huntlosen erinnert an die fast 2,5 Millionen Bäume, die hier neu gepflanzt werden mussten.

 
Zwei weitere Findlinge in Huntlosen sind vermutlich Überbleibsel ehemaliger Großsteingräber, die ansonsten komplett geplündert worden sind. Der linke Stein gehört zum ehemaligen Großsteingrab Hosüne = Heitkamp und liegt im Osten Huntlosens diekt neben der Landstraße. Über den rechten Stein konnte ich bisher nichts in Erfahrung bringen, er liegt mitten im Hegeler Wald.
 

Diese beiden Findlinge liegen in der Umgebung der Kokenmühle in Endel. Bei ihnen nehme ich an, dass sie einmal zu einem der vier Großsteingräber gehört haben, die es früher noch im Bereich der Koken-, Neu- und Stüvenmühle gab. 


Copyright: B. Rothmann V 1, alle Fotos von 2006 bis  2008, Seite zuletzt geändert am  26.8.10