Bürgerverein
Ahlhorn e.V.

Nachdem in der Presse Pläne der Firma Metropolpark Hansalinie GmbH bekannt wurden, dem Land Niedersachsen Unterkünfte für Flüchtlinge auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes anzubieten, hat der Bürgerverein Ahlhorn sich entschlossen in einem Brief dagegen Stellung zu beziehen.

Der Brief wurde Anfang Oktober an Ratsfraktionen und den Bürgermeister der Gemeinde Großenkneten versandt, außerdem an Kreis- und Landtagsabgeordnete und nicht zuletzt an die Bundeskanzlerin. Der Brief wurde auch den hiesigen Zeitungen zum Abdruck zur Verfügung gestellt. (s.u.)

Der Bürgerverein Ahlhorn hat wie folgt zu einer zukünftigen Flüchtlingsunterbringung in Ahlhorn Stellung bezogen:
 

Flüchtlingsunterbringung im Ort Ahlhorn / Gemeinde Großenkneten

Sehr geehrte(r) ….

Mit ungläubigem Staunen müssen die Ahlhorner aus der Presse zur Kenntnis nehmen, wie - über ihre Köpfe hinweg und ohne jegliche Bürgerbeteiligung - Vorhaben verfolgt werden, die tief in die jetzt schon prekäre Bevölkerungsstruktur des Dorfes eingreifen werden. Es geht um die Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften in den Liegenschaften der Firma Bunte an der Kirchstraße, also mitten in Ahlhorn, wobei Zahlen zwischen 300 und 1500 Personen kursieren. Der Bürgerverein Ahlhorn spricht sich eindringlich und voller Sorge um den Ort gegen die Verwirklichung dieser Pläne aus.

Momentan leben in Ahlhorn Menschen aus 61 Staaten. Von den knapp 8000 Einwohnern sind nur 61,5 % deutsche Staatsbürger, davon sehr viele mit Migrationshintergrund. Das dürfte, selbst deutschlandweit gesehen, für ein Dorf ziemlich einmalig sein. Es verwundert daher nicht, dass Alteingesessene sich zunehmend als FRemde in ihrem Heimatort fühlen und dies lebhaft beklagen.

Ahlhorn war mehr als siebzig Jahre ein Garnisonsstandort. Die Menschen hier sind gewöhnt, an den Zuzug von Fremden und dementsprechend tolerant und liberal eingestellt. Integration von Neubürgern war nie ein Problem. In den letzten Jahrzehnten aber hat der Zuzug eine völlig andere Qualität bekommen. Immer mehr Menschen aus fremden Kulturkreisen und Religionen ziehen nach Ahlhorn. Kindergärten, Sportvereine, Kirche und Einzelpersonen unternehmen riesige Anstrengungen um die Menschen zu integrieren, aber die Bereitschaft dazu ist nicht bei allen Neubürgern vorhanden und ihre große Zahl setzt allen Bemühungen sehr enge Grenzen.
Somit leben heute viele Menschen mit Migrationshintergrund zwar in Ahlhorn, aber nicht mit den Ahlhornern. Das ist eine beunruhigende und gesellschaftspolitisch nicht akzeptable Entwicklung.

Sollte die zeitlich gar nicht absehbare Unterbringung von Flüchtlingen in den genannten Größenordnungen auf dem Gelände an der Kirchstraße, also mitten im Ort, verwirklicht werden, dann entsteht eine Situation, die von niemanden mehr beherrschbar ist. Die Ahlhorner fänden sich dann endgültig in der Rolle einer Minderheit in ihrem Ort wieder.

Schwer vorstellbar, dass eine weitere Verwerfung der Bevölkerungsstruktur in dieser Größenordnung auch noch anstandslos hingenommen wird, denn allzu straff gespannt, zerbricht bekanntlich der Bogen.

Die Ahlhorner können und wollen integrieren. Das haben sie in der Vergangenheit bewiesen. Sie wollen aber nicht Opfer einer Reihe von gravierenden Fehlern und Unterlassungen der deutschen und internationalen Politik sein. Politische Entscheidungsträger sollten das sehr gut bedenken, nicht nur im Falle Ahlhorns, denn wenn die Bürger von den regierenden Parteien keine Hilfe mehr erwarten können, werden sie andere suchen. Wohin der Zug dann fährt, kann man sich leicht ausmalen, aber eine solche Entwicklung kann niemand wollen.

Empörend, aber mittlerweile leider nicht mehr überraschend ist das Vorgehen der Firma Bunte als Käufer des ehemaligen Fliegerhorstes Ahlhorn. Die Verantwortlichen des Unternehmens kennen die Schieflage in der Bevölkerungsstruktur Ahlhorns und die daraus resultierenden enormen sozialen Probleme an ihrem hiesigen Firmensitz ganz genau. Ungeachtet dessen bieten sie der Landesregierung - ohne Einvernehmen mit der Gemeinde hergestellt zu haben - ihre Gebäude an der Kirchstraße - also mitten im Ort - für die Unterbringung von Flüchtlingen an. Es verfestigt sich der Eindruck, dass bei der Firma Bunte nur das schnelle Geld zählt. Eine Rücksichtnahme auf die Menschen, in deren Umfeld das Unternehmen geschäftlich agiert, ist nur hinderlich und nicht vorgesehen. Das vielfach gegebene Versprechen an die Ahlhorner, den ehemaligen Fliegerhorst als Wirtschaftsstandort zu entwickeln und die Bevölkerung dabei mitzunehmen, entpuppt sich als leeres Versprechen.

Daher bitten wir Sie, alles in Ihrer Macht zu tun, um die Situation in Ahlhorn nicht eskalieren zu lassen!

Vielen Dank für Ihre Hilfe!

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Löschen
Vorsitzender des Bürgervereins
sowie der gesamte Vorstand
 

Der Inhalt des Briefes wurde in mehreren Zeitungen wiedergegeben:
SonntagsZeitung / Landkreis Oldenburg vom 24.10.15
Wildeshauser Zeitung / Kreiszeitung vom 8.10.15

Nordwest-Zeitung vom 7.10.15

Wildeshauser Zeitung / Kreiszeitung vom 6.10.15

Beitrag im NDR am 9.10.15
Beitrag in SAT 1 regional am 13.10.15

weitere Zeitungsartikel dazu:
Kreiszeitung vom 1.10.15

Die Erwiderung der Metropolpark Hansalinie GmbH erschien erstaunlicherweise nicht in einer Zeitungsausgabe des Landkreises Oldenburg, sondern in einer Vechtaer Zeitung, die in Ahlhorn kaum gelesen wird:
Oldenburgische Volkszeitung vom 10.10.15


letzte Änderung am  25.10.15