Ahlhorn umzu, d.h. Ausflüge in die nähere Umgebung



Großsteingräber aus der Jungsteinzeit

Ahlhorn liegt mitten in der sog. historischen Meile der Wildeshauser Geest, einem Gebiet, in dem erstaunlich viele Großstein- und Hügelgräber zu finden sind.

Hier sollen nur einige wenige Beispiele aus Ahlhorn selbst vorgestellt werden. Wer noch mehr Megalithanlagen besuchen möchte oder noch mehr Informationen sucht, findet eine komplette Sammlung aller Großsteingräber und Vorzeitdenkmäler in der Wildeshauser Geest  auf meiner Homepage www.steinzeugen.de. Dort gibt es auch noch mehr Fotos, Lagepläne etc. zu den einzelnen Gräbern.

Hier gibt es Informationen zum

 
 


Großsteingrab "Bakler Berg" = "Ahlhorn Ostsiedlung"
Am Südstrand von Ahlhorn liegt ein stark zerstörtes Großsteingrab, bei dem leider alle Decksteine fehlen. Sie werden Ihren Platz in Fundamenten, Mauern und als Gedenksteine gefunden haben.
Auch von den verbliebenen 23 Tragsteine liegen nicht mehr alle an ihrem Originalort, vermutlich wurden auch viele Tragsteine weggeschleppt, denn besonders auf der Nordseite und am westlichen Ende sind die Lücken deutlich. Aber man nimmt an, dass das Grab einmal recht groß, nämlich ca. 30 x 6 m, gewesen sein muss. 
Das Grab ist noch deutlich im ehemaligen Erdhügel eingebettet.
Für mich als Ahlhorner ist es natürlich das "Haus-Grab", aber für Weitgereiste lohnt sich der Besuch kaum.
Man findet das Grab, wenn man von Ahlhorn nach Visbek fährt. Kurz vor der Autobahnbrücke geht die kleine Straße "Bakler Berg" rechts ab. Ihr folgt man für ca. 1 km, dann liegt links in einer kleinen Schonung das Grab. Es ist unmittelbar an der Straße ausgeschildert.

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Foto unten: eigentlich liegen hier nur ein paar große Findlinge im Wald herum, aber auf der Südseite stehen die Tragsteine noch in Reih und Glied


Wenn man von Ahlhorn nach Süden über die Autobahn hinweg in Richtung Visbek fährt, ist nach kurzer Fahrt links der Gasthof "Engelmannsbäke" ausgeschildert. In seiner Nähe liegt eine der interessantesten Ansammlung von Großsteingräbern, die ich in Niedersachsen kenne. Sie werden auf Karten meist als Visbeker Bräutigam zusammengefasst. Dabei liegen sie auf Großenkneter Gemeindegebiet. Nur der Heidenopfertisch liegt in Visbek.

Der Bräutigam und vier weitere Großsteingräber liegen nah beieinander in einem wunderschönen Buchen-Hochwald. Man erreicht sie durch einen kurzen Spaziergang vom Gasthof Engelmannsbäke, indem man der Ausschilderung nach Nordosten folgt. Kurz hinter den Gebäuden liegt rechts der Heidenopfertisch, dann geht es um mehrere Ecken durch den Wald bis zum Bräutigam. Wer nicht über das Privatgelände des Gasthofes will, kann auch direkt südlich der Autobahnbrücke in den Feldweg nach Osten einbiegen. Dieser führt ebenfalls zum Bräutigam.

 

"Heidenopfertisch" bei Engelmannsbäke, südlich von Ahlhorn

Direkt hinter dem Gasthof Engelmannsbäke liegt der eindrucksvolle "Heidenopfertisch", der mit der dahinter stehenden Eiche und dem verbliebenen, riesigen Deckstein für mich eines der malerischsten Gräber der Umgebung ist.
Die Grabkammer ist ca. 10 x 2,5 m groß. Der alles dominierende Deckstein ist 5 m lang und soll ca. 40 Tonnen wiegen. Er war ursprünglich deutlich größer, denn mindestens zwei Stücke wurden abgesprengt.
Ein anderer großer Deckstein soll um 1825 gesprengt und als Baumaterial verwendet worden sein. Der dritte Deckstein liegt in Form von 3 Bruchstücken im östlichen Ende des Grabes.
15 Tragsteine blieben erhalten.

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Um den im folgenden beschriebenen Visbeker Bräutigam und die später noch vorzustellende Braut rankt sich eine alte Sage:

Eine Bauerntochter aus reichem Hause, sollte gegen ihren Willen mit einem ungeliebten Mann verheiratet werden. Auf dem Weg zur Kirche flehte sie jedoch Gott an, sie lieber zu Stein erstarren zu lassen, als dass eine Heirat mit diesem Mann stattfände. Ihr Wunsch  wurde erfüllt und auf der einen Seite wurde der Festzug der Braut, und auf der anderen Seite der des Bräutigams samt Brautgesellschaft und Brautwagen versteinert.

"Visbeker Bräutigam" bei Engelmannsbäke, südlich von Ahlhorn

 

Der Bräutigam ist mit 104 x 9 Metern Niedersachsens längste Steinsetzung, und schon aus diesem Grunde sollte man ihn unbedingt besuchen. Man spricht hier von einer Grabkammer mit langer, rechteckiger Einfassung, einer sog. "Hannoverschen Kammer". Dieser Typ wird auch als echtes Hünenbett bezeichnet.
Er liegt in fast genau in Ost-Westrichtung und ich habe 126 Einfassungssteine gezählt. Es sollen einmal 170 gewesen sein. Sehenswert sind die Findlinge am Ostende
(Foto rechts), die sog. "Wächtersteine". Fast am westlichen Ende befindet sich die eigentliche, 10 m lange Grabkammer mit 5 großen Decksteinen (unten). Ihre Tragsteine liegen im Erdhügel verborgen. Von dreien sind die Spitzen zu sehen.
Im 19. Jahrhundert lag das Grab noch in der freien Heide!

 
er riesige Wächterstein am Osteden des Grabes muss über 3 m hoch sein, in der Mitte der sog. Thronstein.

 

 

 

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"Brautwagen" südöstlich vom Bräutigam
Hier kann ich nur sagen: Klein aber fein! Die 9 Trag- und 4 Decksteine sind vollständig erhalten. Und weil das Grab relativ klein ist, wirken die Decksteine um so wuchtiger.
Während der Bräutigam eine typische, rechteckige und sehr lange Einfassung um die eigentliche Grabkammer aufweist, ist der Brautwagen ein Großdolmen ohne Einfassung.

 

 

 

 


unbenanntes Großsteingrab nordwestlich vom Bräutigam --> "Brautjungfer"???
Einen dritten Grabtyp, nämlich eine "überlanges Ganggrab in enganliegender, ovaler Einfassung" oder eine "emsländische Kammer" kann man sich nordwestlich vom Bräutigam ansehen
(Lageplan ganz oben). Auch dieses Grab liegt wunderschön unter den Bäumen, und ich würde es gerne "Brautjungfer" nennen. 
Hier ist die Grabkammer 24 m lang. Die Archäologen gehen davon aus, dass zuerst nur eine kleine Kammer am Nordwestende des Grabes errichtet wurde. Später wurde das Grab um eine große Kammer mit Zugang und die ovale Umfassung erweitert. Der Zugang ist hier gut zu erkennen. Von beiden Kammern sind insgesamt 5 Decksteine erhalten, aber leider fehlen auf der Rückseite alle Einfassungssteine.

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unbenanntes Großsteingrab nordwestlich vom Bräutigam, "Tumulus"

Zwischen Bräutigam und Brautjungfer liegt ein vierter Grabtyp, nämlich ein "Ganggrab im Erdhügel" (Tumulus). Der Hügel hat zwar einen Durchmesser von ca. 17 m, aber das ganz darin verborgene Grab ist viel kleiner. Vom Grab sind nur 2 Decksteine zu erkennen, die aus dem Hügel herausragen.

 


unbenanntes Großsteingrab südlich vom Bräutigam

Das fünfte, relativ kleine Grab des Gräberfeldes ist fast vollständig zerstört. Elf Tragsteine schauen nur wenig aus der Erde heraus, eine Decksteinplatte ist schräg abgerutscht.

 

 

 

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Ahlhorner Kellersteine = Erdmannsteine, ca. 20 Minuten östlich vom Bräutigam

Wenn man vom Bräutigam aus den sog. Brautweg folgt, kommt man nach ca. 20 Minuten zu den Ahlhorner Kellersteinen, die unbedingt einen Besuch Wert sind. Sie liegen ca. 50 m auseinander und haben beide noch großartige Decksteine. Der erste des hinteren Grabes ist infolge einer versuchten Sprengung 1919 in der Mitte durchgebrochen und eingeknickt. 
Das westliche Grab ist ein trapezförmiger Großdolmen von max. 11 x 3 m Innenfläche. 15 senkrechte Trag- bzw. Abschlusssteine und 5 Decksteine sind erhalten, zwei davon wurden gesprengt. Die erhaltenen sind aber wirklich kolossal!
Das hintere Grab ist kleiner (6 x 2,5 m) und hat noch 9 Trag- und 2 Decksteine. Vorne fehlen je 1 Abschluss- und ein Deckstein, der mittlere Deckstein wurde gesprengt. Hier kann man die Reste des umschließenden Hügels noch erahnen. Bis 1919 war das Grab noch teilweise vom Erdhügel bedeckt. Es hat eine trapezoide Form.

Man erreicht die Kellersteine einfacher, wenn man von Ahlhorn die B213 nach Wildeshausen befährt. Ca. 2 km hinter dem Ahlhorner Ortende biegt man in die nächste Straße rechts (Rüspelbusch) ein, die zuerst nach links und dann wieder nach rechts abknickt. So kommt man unter der Autobahn hindurch. Etwa 400 m südlich der Autobahn liegen östlich dieses Weges die Kellersteine im Gebüsch.


oben: die vorderen Kellersteine; unten: die hinteren Kellersteine


In mehreren Publikationen wird den Kellersteinen die Legende des "Wunnersteens", des Ahlhorner Wundersteines, zugeordnet. Wenn man alte Ahlhorner fragt, so handelte es sich bei dem Wunnersteen aber um einen riesigen, flachen Findling, der in einem Acker lag. Und der Legende nach soll sich darauf die Aufschrift
"O wunner, o wunner, wat ligg hier woll unner?"
(Oh Wunder, oh Wunder, was liegt hier wohl drunter?)
befunden haben. Lange Jahre schaffte es niemand, den Stein umzuwerfen. Und es dann doch gelang, kam leider kein Schatz zum Vorschein, sondern nur eine Inschrift auf der Unterseite: "Dat würd nu uck all hoge Tied, dat ick mal keem upp de annere Siet!"
(das wurde aber auch höchste Zeit, dass ich mal auf die andere Seite komme!).
Das gesamte Gedicht kann man bei Bengen, Etta: O wunner, o wunner, wat lieg hier wohl unner? Großsteingräber zwischen Weser und Ems im Volksglauben. Oldenburg 2000, nachlesen.

In 2006 ware die weniger bekannten Großsteingräber in Ahlhorns Umgebung noch stark von Gebüsch und kleinen Bäumchen zugewuchert. Seit 2007 kümmert sich der Bürgerverein in unregelmäßigen Aktionen darum, dass die Anlagen von Wildwuchs frei bleiben. Eine größere Aktion fand z.B. am 26.4.2008 gemeinsam mit dem Forstamt Ahlhorn (zuständige Revierförsterei Huntlosen) statt, bei dem Wege und direktes Umfeld zu und zwischen den Kellersteinen gesäubert wurden. (Fotos vom "Frühjahrsputz")

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Steinloger Kellersteine, bei Steinloge, südlich der Autobahn

Der Name "Kellersteine" ist zwischen Ahlhorn und Wildeshausen allgegenwärtig! Auch südlich von Steinloge liegen zwei Kellersteine.
Man biegt im Tal östlich von Schnittgers Höhe von der B 213 in den Varnhorner Weg ein und folgt diesem unter der Autobahn hindurch bis der Weg sich gabelt. Links geht der Weg "Vor der Aue" ab, und rechts muss man zu Fuß einem kleinen Waldweg folgen. Über eine Lichtung und einen querenden, breiten Waldweg hinweg kommt man zu einer kleinen Lichtung, auf der die beiden Großsteingräber nah bei einander liegen. 
Bei Grab 941 sind allerdings noch alle 13 Tragsteine vorhanden, aber nur noch 3 Decksteine (von 5). Die Kammer ist 7,5 x 1,5 m groß. An einem Deckstein ist eine Sprengbohrung zu erkennen, d.h. auch dieses Grab wurde Anfang des 20. Jahrhunderts "brutal" geräubert.
Bei Grab 942 ist die Kammer 5,5 x 1,5 m groß und es sind 9 von 10 Tragsteinen und 3 von 4 Decksteinen vorhanden.

Obwohl beide Gräber nur klein sind, lohnt sich der Abstecher, weil man zwei Großsteingräber auf einmal besuchen kann.

Fotos links: oben Grab Nr. 941, unten Grab Nr. 942

 

 

 

 

 

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Visbeker Braut, nahe der Autobahnabfahrt Wildehausen-West
Von den Ahlhorner Kellersteinen aus kann man dem 4 km langen Brautweg weiter in anderthalb Stunden bis zur Visbeker Braut folgen. Der Weg ist sehr schön, aber hin und zurück auch sehr lang, und die Braut ist viel leichter zu erreichen:
Unmittelbar westlich der Autobahnabfahrt "Wildehausen-West" liegt das Gasthaus "Visbeker Braut". Direkt gegenüber führt eine kleine Straße unter der Autobahn hindurch bis ganz nah an die Braut heran.

Die Visbeker Braut ist wie der Bräutigam ein mächtiges Hünenbett mit langer, rechteckiger Einfassung und mit  80 x 7 m nur unwesentlich kleiner als der Bräutigam. Auch die Braut ist in etwa in Ost/West-Richtung ausgerichtet, und auch hier ist die am westlichen Ende liegende, 5,5 x 1,5 m große Grabkammer noch im Erdhügel eingebettet (Foto unten links). Von ihr ist nur noch ein Deckstein vorhanden, der im Grab liegt; ansonsten habe ich an der Braut 82 Findlinge gezählt.


Die sog. "Wächtersteine" liegen bei der Braut jedoch am Westende
(oben rechts). Sie sind besonders imposant und bilden eine 9 m lange und ca. 3 m hohe "Wand". Auf alten Fotos aus der Zeit von 1900 bis ca. 1920 ist noch einer der beiden mittleren Wächtersteine umgestürzt; er wurde also später wieder aufgerichtet.

Am Nordostende steht übrigens ein großer Findling, der in älteren Publikationen als "Bräutigam" bezeichnet wurde.

Leider sind bei der Braut eine vielzahl der Steine entlang des Hünenbettes umgefallen (Foto links), wodurch der Gesamteindruck der Steinsetzung leidet.

Wenn man Kartenmaterial der letzten Jahre betrachtete, so lag die Braut immer eindeutig auf Großenkneter Gebiet. In der neuesten Gemeindekarte wurde die Grenze nach Westen verschoben; jetzt gehört die Braut zu Wildeshausen.

Eine Kurzfassung der Legende der Visbeker Visbeker Braut wurde bereits beim Visbeker Bräutigam präsentiert.

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Großsteingrab Bakenhus, zwischen Ahlhorn und Großen-
kneten
Kurz vor Großenkneten geht von der Kreisstraße 239 zwischen Ahlhorn und Großenkneten der Weg zum Biohof Bakenhus (Bakenhuser Esch) ab. Zuerst kommt dann links eine Einfahrt zu einem Reiterhof, und genau dort gegenüber liegt in einem kleinen Wäldchen das Grab.
In Literatur und Internet sucht man z.Z. vergeblich nach Informationen über das Grab, denn es ist ein "vergessenes Grab", das bis vor wenigen Jahren noch fast vollständig in der Erde verborgen war. Nur die Spitzen einiger Decksteine ragten aus dem Boden, und viele Einheimische wußten überhaupt nicht, dass das Grab existierte.
Gemeindearchivar Dirk Faß hat in 2005 mit einer Jugendgruppe dort aufgeräumt. Eigentlich sollte das Gelände nur von Gebüsch und Birken befreit werden, aber es wurde auch oberflächlich Erde abgetragen und die Steine freigelegt (Foto oben). Auf Grund dieser Aktivitäten wurde im Februar 2007 mit einer neuen, hochoffiziellen Vermessung und Untersuchung des Grabes begonnen, das jetzt in seiner gesamten Ausdehnung sichtbar ist.
Da die steilen Kanten und Wälle ein gewisses Unfallrisiko bargen, wurde das Grab im Juni 2007 "verkehrssicher" gemacht, indem die Wälle abgeschrägt wurden.
Das Grab ist ca. 27 m lang und 2 ,5 m breit, und ich habe 38 Steine gezählt, von denen 3 so groß sind, dass sie ehemalige Decksteine sein dürften. Einige andere Steine sind bestimmt Reststücke gesprengter Decksteine. So ist z.B. der große Deckstein im Westen scharfkantig zerbrochen, und man kann an einem Bruchstück noch die Bohrung für eine Sprengladung erkennen. Da auch zahlreiche Trag- bzw. Einfasssteine fehlen, ist also davon auszugehen, dass das Grab vor ca. 100 Jahren geplündert wurde.
Ursprünglich war das Grab vermutlich auf der gesamten Länge mit Decksteinen versehen. Dann müßten das mehr als 10 Stück gewesen sein. 


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Großsteingrab Huntlosen = Großsteingrab Wittenhöge, westlichlich von Huntlosen
Das Großsteingrab liegt im Hegeler Wald und befindet sich in desolatem Zustand. Die 12 erhaltenen Steine liegen meist nicht mehr in ihrer ursprünglichen Position. Decksteine sind keine mehr vorhanden. Das Grab soll im Original 14 x 4 m groß gewesen sein.
1872 wurden Grabungen durchgeführt und die Funde (u.a. 85 Tonscherben) nach Oldenburg ins Museum gebracht. Damals fehlten bereits alle Decksteine.
Etwas abseits liegen zwei weitere Steine, von denen man nicht weiß, ob sie zu diesem oder evtl. zu einem anderen, zerstörten Grab gehörten. Ein weiterer Findling liegt ca. 50 m südlich.

Im Feld südlich vom Großsteingrab liegt ein sehenswertes Hügelgrab aus der Bronzezeit.

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Copyright: B. Rothmann V 1, zuletzt geändert am 23.1.08